Zumindest diese Plagen sind hier ständig präsent. Das sind zum einen die Fliegen.
Besonders im Winter, wenn das Klima etwas gemäßigter ist und die Sonne nicht mehr ganz so erbarmungslos vom Himmel brennt, machen sich unendlich viele der kleinen Plagegeister auf den Weg, scheinbar mit dem Ziel, mich aus diesem Land zu vertreiben. Nur einmal schnell auf den Balkon und wieder zurück in die Wohnung reicht aus, um gleich dutzende Stuben und Schmeißfliegen ungeladen wieder mit in unser Heim zu nehmen.
Still leise und unbemerkt lassen sich dann je 5-8 der Biester auf der Schnur nieder, welche vom Deckenventilator in die Tiefe ragt um diesen einzuschalten, um bei einem leisen Luftzug schließlich Aufzugsteigen und sich jeder Verfolgung zu entziehen.
Der Schneider aus dem bekannten Märchen wäre neidisch, von wegen Sieben auf einen Streich.
Hier sind per Minute locker 20 zu erlegen und die Jagdsaison beginnt täglich aufs Neue.
© H. Gärtner
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Der Nährboden für die Fliegenschwärme wird hier von den Menschen selbst bereitet. Da in dem warmen Klima, wo Abfälle wie Obst- und Gemüsereste oder Knochen schnell anfangen zu verwesen und man dies nicht in der Wohnung haben möchte stellt man das vor die Tür der Wohnung, damit der Hausmeister dies endgültig entsorgen kann oder man wirft das gleich aus dem Fenster auf die Straße, wo neben Katzen und Wilden Hunden die hier immer etwas zum fressen finden auch die Fliegen eine ideale Brutstätte vorfinden.
Und ein weiterer auch in anderen Teilen der Welt wohlbekannter Kulturfolger und Nutznießer der Menschlichen Gesellschaft profitiert davon, die Ratte.
Ratten verbreiten nicht nur zahlreiche Krankheiten wie etwa die Pest, welche im Mittelalter halb Europa entvölkerte. Die Nager sind zudem unglaublich Vermehrungfreudig und intelligent.
Womit ich dann auch bei "Wasili" angelangt bin.
Wasili lebt in unserer Garage, zumindest Zeitweise. Obwohl dort zwei Fallen mit Permanentköder im wahrsten Sinne gespannt darauf warten zu zuschnappen hat Wasili entweder keinen Appetit oder ist schlauer als zwei seiner Vorfahren, die dem Duft nicht wiederstehen konnten und sich jetzt im Rattenhimmel befinden.
Eines Abends, als ich in die Garage einfahren wollte öffnete ich das Tor und da saß Er, mitten in dem leeren Raum und schaute etwas überrascht aus seinen Knopfaugen.
Das heisst ich nehme einfach mal an, das Er ein Wasili ist und nicht etwa doch eine Irina, da eine Überprüfung des Geschlechtes ohne nähere in Augenscheinahme nicht möglich ist.
Eigentlich ist es ja ein possierliches Tierchen, wenn da nicht die Hinterlassenschaften in Form von Kot wäre, durch welche so einige Krankheiten übertragen werden können. Und außerdem die Gefahr, das dem Nager unter Umständen Teile des untergestellten Autos schmackhaft erscheinen und eines Tages das Kühlwasser aus zerbissenen Schläuchen spritzt.
Wasili ist ein richtiges Prachtexemplar seiner Art, um die 30 cm lang, den langen Schwanz nicht eingerechnet und gut genährt. Daher bin ich da doch etwas vorsichtig, denn man hat so manchesmal schon davon gehört, das solche Tiere in Bedrängnis auch Menschen angreifen und zubeißen. Bei dieser Größe fragt man sich dann unwillkürlich, ob er nicht ab und zu eine kleine Katze zum Frühstück verspeist.
Zu der Garage gibt es keinen Zugang, außer durch das Rolltor, welches immer verschlossen ist. Er muß sich also trotz Seiner Größe durch den kleinen Spalt am Boden gezwängt haben, welcher nicht mehr als 2 Zentimeter misst. Wie die Nager so etwas schaffen kann man sich kaum vorstellen.
Auch eine senkrechte Wand stellt kein Hindernis dar. so habe ich einst einen von Wasilis Vorfahren an der verputzten Garagenwand über 150 cm bis zu einem Fenster hochlaufen gesehen, welches ich daher damals schon mit dicken Brettern zugenagelt hatte.
Selbst auf unserem Balkon im zweiten Stock hatte ich vor Jahren einmal nach unserer Ankunft die mumifizierten Überreste solch eines Tieres gefunden.
© H. Gärtner |
Eine tote Ratte auf dem Balkon
Wasili beobachtet also wie ich zurück zu meinem Auto gehe, welches vor dem geöffneten Garagentor steht und einsteige.
Kaum bin ich im Wagen, kommt Er auch bereits an die Fahretür gelaufen, stoppt und schaut zu mir hoch durch das Seitenfenster, hält einen Moment inne um gleich darauf an der Hauswand entlang zu verschwinden.
Seither habe ich Wasili noch zweimal in der Garage überrascht.
das letzte mal sogar mit einem Stein nach Ihm geworfen, um Ihn zu vertreiben. Möglicherweise habe ich Ihn damit verschreckt, denn danach ist Er nicht mehr aufgetaucht. Die Rattenfallen scheint Er weiterhin nicht zu beachten, obwohl ich zusätzlich zu dem Permanentköder je ein Stückchen Fleisch angebracht habe.
Er könnte mittlerweile auch einer der zahlreichen Katzen zum Opfer gefallen sein, so hoffe ich, wenn das dann auch fast schon ein Leopard sein müsste.
Es wäre auch keine Überraschung, wenn ich eines Tages das Garagentor öffne und dort Wasili mit seiner Frau Olga und Ihren Kindern Vladimir, Natascha und Igor vorfinde.
Hinweis:
Bevor sich hier jemand aus Russland wegen diffarmierung beschwert.
Die Russischen Namen wurden gewählt weil mir als Name für den Nager einfach Wasili eingefallen war, als ich davon einem Freund erzählte. Es ist nicht Absicht dieser Geschichte irgendeine Volksgruppe zu diffamieren oder zu beleidigen.
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