Der Grund hierfür liegt einfach darin, das nicht alle Menschen in Ägypten eine Postadresse besitzen.
Sicherlich haben fast alle Straßen einen Namen. Aber eine Postzustellung wie in Deutschland gibt es nicht. Da auch nicht jeder über ein Bankkonto verfügt und vieles in Bar abgewickelt wird, muß der Staat an seine Steuern kommen. Ständige Kontrollen an jeder möglichen Stelle sorgen dafür, das es der Staatsgewalt auch auffällt, wenn ein Fahrzeug bereits längere Zeit nicht neu angemeldet wurde. Fährt man von Kairo nach Assuan den Nil entlang, gute eintausend Kilometer wird man mindestens 50mal kontrolliert, an einer der unzäligen Checkpoints. Weshalb man für diese Strecke auch 17 bis 18 Stunden benötigt wie ich es bereits selbst ausprobiert habe.
Aber zurück zu den Prozeduren, welche jedes Jahr aufs neue durchlaufen werden müssen.
Zum Gericht
Erst einmal muß man das örtliche Gericht aufsuchen. Denn über das Jahr hinweg hat sich so manches Strafmandat dort angesammelt, für Falschparken, falsch herum in die Einbahnstraße oder die Autobahn gefahren, was sehr gerne und oft gemacht wird, so daß es fast schon normal ist, damit zu rechnen, daß dort Fahrzeuge entgegen kommen, und, und, und...Im Gericht sucht man erst einmal das zuständige Zimmer auf, gibt dort seinen Ausweis und die Lizenz für das Auto ab. Man bekommt einen Laufzettel, in welchem die Untaten des Jahres verzeichnet sind, geht zur Kasse und bezahlt den geforderten Betrag. Der Zettel wird hier abgestemmpelt (hat gezaahlt).
eiter geht es dann zum zuständigen Richter, ein Mann dem alle mit sehr viel Ehrfurcht begegnen, also höflich klopfen, einteten und "Sabah Alchea" (Guten Morgen) gewünscht. Der Richter schaut sich eingehend deinen Pass an, mustert dich kurz, Unterschreibt, stempelt erneut ab und übereicht Dir die Quittung onne die an auf der Zulassungsstelle gar nicht erst auftauchen muß. Alhamduilallah, geschaft.
Tausend Kopien
Nach dem Gericht geht es zu einem Copyshop. Die arabischen Staaten scheinen ein geheimes Abkommen mit Xerox zu haben denn für alles was mit Behörden zu tun hat benötigt man Kopien von allem möglichen. Daher verwundert es auch nicht, das an dem Laden bereits mehrere Leute anstehen um Kopien Ihrer Ausweise anfertigen zu lassen. Ein Geschäftsmann oder Anwalt hat ganze Berge von Papieren zum Kopieren mitgebracht.Aus den Jahren zuvor weiß ich, daß ich eine Kopie des Reisepasses und eine des Visums benötige. Zur Sicherheit lasse ich jeweils 2 Kopien machen, bezahle 25 Piaster (ca 4 Eurocent) je Kopie und kann nun zur Zulassung fahren.
Auf der Traffic Police in Hurghada
Seit 2010 ist das Gelände des Traffc Department von Hurghada am Beginn der Fernstraße nach Kairo zu finden.Viele Autos stehen hier vor dem Eingang auf dem Festgefahrenen unbefestigten Wüstenboden. Der Weg zum Eingangstor wird von mehreren kleinen Holzbuden flaniert. Hier kann man eine Versicherung abschließen. Die Zahlen zwar nichts bei Schäden, nur bei Totalschaden ein wenig aber man benötigt eine Versicherung für das Fahrzeug um den Fahrzeugschein beantragen zu können. Ich zeige meinen abgelaufenen fahrzeugschein vor, damit der Mann in der Bude die Daten meines Autos ablesen kann. Wie in Deutschland richten sich die Kosten nach dem Hubraum. Da ich einen Kleinwagen habe muß ich lediglich 90 Ägyptische Pfund ( Etwa 12 Euro) für ein Jahr zahlen. Ich bekomme für mein Geld zwei ausgefüllte Kopien von einem Formularblock.
Vor der Zulassungsstelle (Traffic Police) in Hurghada
© H. Gärtner
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Hier werden in einem weiteren Gebäude die Führerscheine ausgestellt. Direkt daneben steht erneut eine Bude, an welcher man gegen eine kleine Gebühr eine Mappe aus Pappe mit diversen notwendigen Formularen erwerben muß. Fünfzehn Ägyptische Pfund kostet diese und heute gibt es noch eine weitere Mappe mit Reisverschluß dazu in welcher üblicherweise die angesammelten Papiere vergangener Jahre im hiesigen Archiv gelagert werden. Den Grund hierfür werde ich später noch erfahren.
Der notwendige Berg an Formularen mit Zahlmarken
© H. Gärtner
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Formulare, Formulare
Erneut muß ich über die flirrende Hitze auf dem Innenhof laufen Angenehme Kühle empfängt mich nun endlich im Gebäude der erst vor kurzem fertiggestellten neuen Zulassungsstelle.Hier befinden sich mehrere Schalter, aufgeteilt für Motorräder, Taxianmeldungen, Touristikfahrzeuge, Firmen- und Privatfahrzeuge.
Außerdem vier Kassenschalter, ein Schalter zum Hauptbüro und einen wo neue Fahrzeugschilder ausgegeben werden.
Für Ausländer, deren Arabisch zum ausfüllen der Formulare nicht ausreicht und das sind fast alle wird dies durch einen Mitarbeiter mit halbwegs guten Englischkenntnissen erledigt.
Mustafa heisst der Nette junge mann welcher sich nun um meine Belange kümmert. Mein Arabisch würde zwar ausreichen, aber so ist es nun einmal vorgesehen. Ich reiche also Mustafa die gesammelten Unterlagen durch die Öffnung des Schalters und dieser sortiert erst einmal den Papierberg, üllt einige der Formulare aus, heftet alles gut zusammen. Dann schaut Er mich lächelnd an und sagt, das Er eine weitere Kopie von Pass und Visa benötigt. Ich lächle zurück und ziehe die zweite Kopie aus der Innentasche meiner Weste. Mustafa wirkt fast etwas enttäuscht, da es sicherlich eher die Regel darstellt, das der Ausländer jetzt nochmals den weiten Weg zum Copyshop auf sich nehmen muß.
Die Schalter in der neuen Zulassung
© H. Gärtner
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Etwas ist dieses mal noch anders als üblicherweise.
Im Distrikt Rotes Meer (Albar El Achmahr) werden zur Zeit neue Schilder für die Autos ausgeteilt. So soll ich bereits schon einmal die alten Schilder von meinem Auto abmontieren, dann zurückkommen und warten bis die neue Lizenz fertig ist um dann die neuen Schilder in Empfang nehmen zu können. Die Autoschilder in Ägypten werden durch die Zulassungsstellen verteilt. Verschiedenfarbige Streifen auf den kennzeichen unterscheiden zwischen den Zulassungen. Blau für Privatfahrzeuge, rot für Firmenfahrzeuge und jeweils verschiedene Farben für Tourismusbereich, Reisebusse, Taxis usw. So wie man in Deutschland den Ort der Zulassung am Nummernschild erkennen kann, kann man in Ägypten den Zweck des Fahrzeuges erkennen.
Die neuen Schilder sind auch der Grund für die neue Mappe, welche ich beim Kauf der Formulare bekommen habe, denn in diesen Mappen werden auf der Zulassungsstelle die gesammelten papiere der Vorjahre gelagert, was ja bei dem Verwaltungs und Kopieraufwand jede Menge sind. Auf den Mappen wird die zugehörike Kennzeichennummer mit einem Edding vermerkt um sie leichter auffinden zu können. Da sich die Nummer nun geändert hat ist eine neue Mappe nötig.
Also gehe ich nun zu meinem Auto und montiere die alten Schilder ab. Ein leichter Wüstenwind mildert die Hitze ein wenig. Trotzdem bin ich froh, als ich das kühle Gebäude wieder betrete. Das heiße trockene Klma trocknet hier schnell aus und man bekommt viel Durst. Wohlweislich hatte ich mir von Zuhause eine Kühltasche und mehrere Dosen Trinken mitgenommen, so daß die Wartezeit wenigstens nicht zur Qual wird. Allerdings giebt es in dem neuen Gebäude auch eine kleine Teeküche, wo man sich Chai, Schwarzen, süßen Tee kaufen kann aber was kühles ist mir doch lieber.
Jedoch schneller als in den Jahren zuvor ist mein neuer Fahrzeugschein endlich fertig und ich kann Ihn nun in Empfang nehmen. Da die erste Zulassung in einem April war, ist diese Neue nun ebenfals lediglich bis zum 5. April 2012 gültig, obwohl wir jetzt Juli haben. Da ist man dann halt genau.
Und noch einmal
Nur noch zu dem Schalter wegen der neuen Nummernschilder. Die Ausgabe wird durch einen Polizisten getätigt und geht recht rasch vonstatten. Ich gebe meine Schildera und den neuen Fahrzeugschein, auf welchem die neue Nummer ja verzeichnet ist. bekomme einen Rechnungszettel und muß erneut an der Kasse einen geringen Betrag zahlen. Gegen die Zahlungsquittung bekomme ich nun die neuen Schilder ausgehändigt. Sogar 4 Schrauben mit Schutzkappen sind inclusive dabei.An meinem Wagen angekommenstelle ich fest, das die auf den neuen Schildern befindlichen Bohrungen nicht zu den am Auto vorhandenen Löcher passen. Da werde ich dann Zuhause noch einmal die Bohrmaschine benutzen müssen. Fürs Erste lege ich daher die Schilder hinter Front und heckscheibe. Das ist mal wieder typisch deutsch. Auch wenn man hier ohne Nummern fährt wird man deswegen nicht gleich angehalten, so lange man nicht zu schnell fährt.
Zurück geht es über das Stück holprigen Wüstenweg bis zur Straße. Ein Geländewagen wäre in diesem Land ideal, denn auch viele Straßen innerhalb von Ortschaften sind nicht mit einer Teerdecke ausgestattet aber das kleine Wägelchen hoppelt leicht darüber hinweg. Das war es denn bis zum nächsten mal im April 2012.
Eine neue blaue Nummer am Auto
© H. Gärtner
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Vor der Zulassungsstelle (Traffic Police) in Hurghada
Der notwendige Berg an Formularen mit Zalmarke
Die Schalter in der neuen Zulassung
Eine neue blaue Nummer am Auto
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