Translate

Freitag, 8. Juli 2011

Die älteste Mumie Afrikas

Bei dem Wort Mumie kommt wohl bei jedem zu allererst das alte Ägypten und die Pharaonen in den Sinn.
Viele Völker in verschiedenen Regionen der Welt haben zu verschiedenen Zeitaltern Totenkulte entwickelt, bei welchen der Körper Verstorbener durch einen Mumifizierungsprozess erhalten wurde.

Man kennt dies hauptsächlich aus Südamerika und auch China. Zumindest wenn der Körper speziellen Verfahren unterworfen wurde um gezielt eine Mumifizierung herzustellen. In Europa nutzte man im Mittelalter oft einen einfachen natürlichen Trocknungsprozess in speziellen Gewölben.
Die meisten dieser Mumien sind allerdings oft nicht älter als mehrere Hundert Jahre oder stammen aus nachchristlicher Zeit.
Hier stechen selbstverständlich die Mumien der ägyptischen Pharaonendynastien hervor, wobei die am besten erhaltenen dem neuen Reich (18. Dynastie) um etwa 1300 vor Christus entstammen, also ein alter von etwa 3300 Jahren aufweisen. Selbstverständlich sind Beispiele der Ägyptischen Mumifizierungskunst noch wesentlich älter, wenn auch meist nicht so gut erhalten.
So wurde im Grab der Mutter des Cheops Hetepheres der mumifizierte Arm eine Prinzessin aus der IV Dynastie (etwa ab 2700 v. Chr.) gefunden.

In der Zentralsahara, in der Wüste des heutigen Libyen wurde bereits 1958 die Mumie eines etwa zwei jahre alten Jungen gefunden. Man hat diesen Fund schwarze Mumie genannt, weil dieser Junge einem Schwarzafrikanischen Volksstamm angehörte.
Dem kleine Leichnahm waren wie auch im späteren Pharaonenreich üblich die inneren Organe entnommen worden und es war eine Mumifizierungstechnik zum erhalten des Körpers angewendet worden, bevor man Ihn dann vor etwa 5500 Jahren in einem aus Blättern geflochtenen Korb beerdigte.
Selbst große Teile der Haut und Gewebe des Körpers hat sich bis heute in dem trockenen Wüstenklima erhalten.

Einst lebte dort in der heutigen Zentralsahara das Volk der Garamaten. Vor 5000 Jahren war die heute lebensfeindliche Wüste ein Savannengebiet mit reicher Tierwelt, Seen und Flüssen, wie anhand von Funden in Sedimenten heute zu erkennen ist. Auch Felszeichnungen mitten in dem heute unwirtlichen und nur schwer zugängigen Gebiet zeugen von Löwen, Giraffen Nilpferde, Gazellen und den Menschen, welche hier zu jener Zeit lebten und jagten.

Der Fund wirft nun einige Fragen auf. Haben die alten Ägypter die Kunst der Mumifizierung unabhängig erneut entwickelt oder wurden Sir hier von dem Volk der Zentralsahara inspiriert?

Fest steht, das die Besiedlung des Niltales mit einer Änderung des Klimas in Nordafrika in Zusammenhang steht.
Selbst zu Pharaonischer Zeit wurden in Ägypten noch Gazellen und Löwen gejagt. Zu jener Zeit müssen zumindest noch Reste einer einst üppigen Savannenlandschaft existiert haben, da dies der Lebensraum dieser Arten ist.
Das immer trockenere Klima zwang die Menschen dazu, Ihren angestammten Lebensraum zu verlassen und sich entlang des Niles, an den Küsten und in den wenigen Oasen niederzulassen.
Der Klimaumschwung kam nicht plötzlich. Er dauerte mehrere hundert jahre und ist selbt heute noch nicht abgeschlossen.

Das Saharavolk, welches nachweislich ganz Nordafrike bevölkerte verschwand irgendwann. Ob es sich in die späteren dort lebenden Volksgruppen assimilierte ist nicht bekannt. Zumindest eine für dieses Volk typische Art von Tongefässen wurde auch in der Nilgegend nachgewiesen und zeigt auf, das zumindest die Kunstfertigkeit dieser Töpferei in Ägypten übernommen wurde. Funde an Kultstätten lassen auch den Schluss zu, das im späteren Ägypten ausgeübte Kulte von dort zumindest beeinflusst worden sein könnten. Italienische Archäologen haben anhand von Funden Beweise für einen Kuh und einen Hunde oder Schakalkult nachweisen können, welche von dem Saharavolk ausgeübt wurden.

In der Ägyptischen Mytologie spielt der Schakalgott Anubis eine zentrale Rolle als Bewahrer des Totenreiches und Gott der Mumien und des Balsamierens.
Die Kukköpfige Göttin Hathor und der besonders im neuen Reich bestehende Kult um die Apisstiere waren die zentralen Elemente eines Kühe verehrenden Kultes am Nil.

Eine Beeinflussung durch zugewanderte Saharabewohner lösst sich hier nicht ausschließen.
So ist es auch möglich, das die Kunst der Mumifizierung nicht am Nil entwickelt wurde. Einen gesicherten Beweis gibt es jedoch nicht.

Mumien in einem Grab am Berg des Todes, Oase Siwa.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen