Im Straßenverkehr in Hurghada wird zur Zeit so aggressiv wie nie gefahren. Rücksicht war hier ja onehin noch nie von großer Bedeutung aber zur Zeit ist es recht extrem, fast schon ein wenig wie in Kairo.
Es gehen Gerüchte um die Polizei würde die Geschwindigkeit nicht mehr kontrollieren. Denkste. Gerade diese Woche habe ich mich gefreut, als mehrere Raser zur Kasse gebeten wurden. Leider sind die schlimmsten Raser die Taxifahrer. Wehe wenn man als unbedarfter Tourist an den falschen gerät und bis zum Ende der Fahrt um sein leibliches Wohl bangen muß.
In nur einer Woche wurde ich Zeuge von 2 Unfällen und immer waren Taxis darin verwickelt.
Jetzt nach der Revolution denken viele Ägypter sie wären ein König und es gelten keine Gesetze mehr für sie. Überfälle, Einbrüche. Die Kriminalitätsrate ist explodiert, nicht nur wegen der Sträflinge, welche im Revolutionseifer von der Staatsgewalt als Waffe gegen das Volk aus den Gefängnissen gelassen wurden.
Selbst ägyptische Freunde fahren dieses Jahr zum Ramadan nicht mit dem Auto nach Kairo aus Angst vor Überfällen. Entsprechende Erlebnisberichte von Bekannten und Freunden mahnen zur Vorsicht.
Die Arbeitslosigkeit steigt, weil viele Hotels nur minimal ausgelastet sind. Als im Februar die Bilder von den Ausschreitungen auf dem Tahir-Platz in Kairo und in anderen Städten des Landes um die Welt gingen haben die potentiellen Besucher aus Europa gerade Ihren Sommerurlaub geplant und verschreckt eine andere Region gebucht.
Firmeninhaber nutzen die Gunst der Stunde und zahlen Ihren Angestellten nicht mehr den vollen Lohn. Mieten werden gestundet und viele werden noch Ihre Existenz verlieren denn es wird Jahre brauchen bis die Auslastung in den Hotels wieder annähernd so hoch ist wie 2010. Ägypten ist vom Tourismus so abhängig wie nie zuvor.
Die Realität nach der Revolution sehe ich zur Zeit jeden Morgen, wenn ich aus dem Fenster schaue, wo auf der Straße mehr Menschen als noch vor einem halben Jahr versuchen durch sammeln von Müll über die Runden zu kommen.
Die Freude ist groß, wenn dort wo reiche Leute wohnen viele leere Plastikflaschen und Getränkedosen in den seit kurzem von der Stadtverwaltung aufgestellten Müllbehältern lagern
Und ein fast vergessenes Relikt ist jetzt wieder vermehrt auch hier in Hurghada anzutreffen. Wer sich nun kein Auto oder Moped mehr leisten kann fährt wieder mit dem Eselskarren. Diese waren vor der Revolution von den Straßen der Touristenzentren fast gänzlich verschwunden gewesen.
Man kann nur hoffen, das aus den Wahlen im September die richtigen als Gewinner hervorgehen und Ägypten in eine bessere Zukunft führen.
Alle Bilder © H. Gärtner, Juli 2011
1- Panzer der ägyptischen Armeee in Hurghada
2- Müllsammler in einem Wohngebiet
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