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Dienstag, 11. Oktober 2011

Ägypten, Front der Religionen

Einige Zeit bereits hatte man nicht mehr viel gehört nach den sich überstürzenden Ereignissen der Revolution im Januar 2011 in Ägypten. der Weg zu wenigstens weitgehend demokratischen Verhältnissen sollte mit den Wahlen Ende November auf den Weg gebracht werden.

Das alles scheint nun gefährdet zu sein. Es wird sogar über eine neue Militärdiktatur in naher Zukunft Genmutmaßt, nach den blutigen Straßenschlachten zwischen Christlichen Kopten, Muslimen und dem brutalen eingreifen des Militärs am Sonntagabend den 09. Oktober, bei denen nach Medienberichten wohl mehr als zwanzig Menschen ums Leben gekommen und über hundert verletzt worden sein sollen.



Es ist allerdings kein Wunder, das der bereits seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen der weitgehend muslimischen Bevölkerung und den etwa 9 Prozent in dem Land lebenden Christen gerade jetzt beginnt zu eskalieren.
Demokratie nach unserem Verständnis ist in allen arabischen Staaten nicht bekannt und wird daher oft falsch verstanden. Die Menschen dort glauben, Demokratie hieße man habe nun alle Rechte und Andere keine.
In der Nachrevolutionären Zeit halten sich viele nicht mehr an Gesetze, Recht und Ordnung. Im Straßenverkehr wird bewusst die Geschwindigkeit in hohem Maße überschritten und sich an keine Regeln mehr gehalten. Die Anzahl an Verkehrsunfällen ist in der Folge stark angestiegen. Auch Diebstähle, Überfälle und Morde sind um ein vielfaches angestiegen. Von Freunden und Bekannten in Ägypten hört man fast jede Woche etwas über solche Ereignisse im privaten Umfeld.
Die Ursache ist auch in dem zur Zeit bestehenden Machtvakuum zu sehen, denn die Polizei wird kaum tätig und durch die Ereignisse vom Tahir-Platz in Kairo hat die Staatsgewalt zusätzlich jeden Respekt in der Bevölkerung verwirkt.




Frauen demonstrieren am sog. „Tag des Zorns
“25. Januar 2011(2011-01-25), 13:41
Bild von Muhammad Ghafari from Giza, Egyp
Dieses Bild wurde ursprünglich auf Flickr als Lizenzfrei veröffentlicht
Entnommen wikipedia.de



Auch das Militär, welches sich durch seine zurückhaltende Haltung während der Revolution den Respekt der Bevölkerung verdient hatte scheint nun in die gleiche Situation zu geraten. So könnte es geschehen, das die einzige noch existierende und bisher auch respektierte Macht in Ägypten bald noch  öfters in Konfliktsituationen gegen das eigene Volk vorgehen wird um sich wieder Respekt zu verschaffen.

Keiner weiß, welche Machtkämpfe zur Zeit innerhalb der Militärregierung ausgefochten werden. Der leere Stuhl des alten Pharao Mubarak ist sicherlich hart umkämpft. Auch Hosni Mubarak, Anwar el Sadat und Gamal Abdel Nasser sind so einst über Ihre Militärkarriere und Putsch auf den Präsidäntenstuhl gelangt.
Dies könnte sich nun wiederholen..
Das Militär hat genug Macht, um die Demokratiebewegung niederzuwerfen und in Schacht zu halten. Aus dieser Sicht gesehen könnte die Zurückhaltung in den Revolutionstagen auch ein kluger Schachzug der Militärführung gewesen sein. Die Demokratiebewegung und die Menschen dahinter hätten Ihnen unfreiwillig den Weg geebnet.

Immer öfters wird von koptischer Seite die Zunahme von Diffamierung und Unterdrückung Ihrer Minderheit in neuerer Zeit beklagt. In diesen  Zeiten der Fehlenden oder kaum vorhandenen und respektierten Exekutive bietet der nun weiter anschwellende Konflikt zwischen Kopten und Muslimen  gute Gründe für ein nun doch hartes militärisches Durchgreifen. Die Vorgehensweise ist aus der deutschen Geschichte gut bekannt. Schließlich haben auch damals einige wenige viele andere gegen eine damals noch in Deutschland lebende Minderheit aufgebracht. Mit dem Ergebnis, das ein großer Teil der Bevölkerung die starke Hand begrüßte, welche versprach die Ordnung im Land wieder herzustellen.

Koptisches Kloster nahe der Mittelägyptischen Stadt
Nahga Hamadi © 2010 Said Bustany
Man kann den Menschen in Ägypten nur Empfehlen, sich nicht gegeneinander aufbringen zu lassen. Die Revolution war eine Gute Sache und jeder hatte seinen Anteil daran. Wenn die Revolution eines gezeigt hat dann dies : Gemeinsam ist man stark, Egal ob Moslem, Christ, Mann oder Frau, Felachi oder Händler. Das Ägyptische Volk und die Militärführung haben die jetzt Chance das anders zu machen. Nur wenn die Vernunft siegt und der konstruktive Dialog die Oberhand behällt wird jeder seinen Vorteil daraus ziehen können. Und auch hier bietet die deutsche Geschichte ein Beispiel in der friedlichen Revolution von 1989 in der ehemaligen DDR mit dem Slogan
Wir sind ein Volk
Ohne Veränderung hin zu Demokratie wird sich in dem Land ansonsten vieles verschlimmern oder zumindest wie bisher weitergehen..

Das verlorene Vertrauen der Touristen und ihr ausbleiben in der Folge zeigen bereits jetzt Ihre negativen Auswirkungen für die Wirtschaft des Landes und alle Ägypter.
Es gibt neben Sonne und Kultur einen weiteren Grund, weshalb so viele Menschen, zum größten Teil Christen immer wieder zum Urlaub nach Ägypten fahren. Weil die Menschen Dort so freundlich und entgegenkommend sind.

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